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Magnetic Pages Article | 1995-09-02 | 6KB | 31 lines

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. Koelner Stadt-Anzeiger, Freitag, 8. Juli 1994
% *Die erfundene und die echte Gefahr*( LSD auf Papier, nicht auf Abziehbildern
 Von Detlef Schmalenberg
; "Diesen Quatsch", stoehnt Rauschgiftfahnder Dieter Beutel,: "den kann ich schon lange nicht mehr hoeren." Denn wieder> einmal wird in Koeln auf Flugblaettern vor einer "grossen Ge-: fahr fuer unsere Kinder" gewarnt: vor Aufklebern oder Ab-< ziehbildern, die mit LSD getraenkt sein sollen. Sie haetten; die Form einer Briefmarke, aufgedruckt seien bunte Motive:5 Micky-Mouse etwa oder Superman, Schmetterlinge, Heu-! schrecken, Pyramiden und Sterne.
= "Durch Beruehrung wird die Droge ueber die Haut in die Blut-; bahn gebracht", heisst es etwa in einem "Info-Blatt", das,; getarnt als Schreiben der DAK, vor kurzem in einem Koelner= Kindergarten landete: "Bitte geben Sie eine Kopie an Freunde9 und Bekannte weiter, damit auch deren Kinder vor solchen
 Drogen geschuetzt werden."
> Doch die Info-Blaetter sind gefaelscht. Kein Drogenspezialist; hat die Aufkleber je zu Gesicht bekommen. Bekannt ist nur,? dass LSD grundsaetzlich mit Hilfe von Papier konsumiert werden& kann, was gelegentlich auch passiert.
< DAK-Sprecher Uwe Horstmann findet es deshalb "schlimm, dass< man sich mit diesem Quatsch auseinandersetzen muss": "Unser< Name wird zur Panikmache missbraucht." Wer die Flugblaetter: verfasst hat, konnte bisher nicht geklaeoert werden. Eine< Mutter hatte ein Exemplar mit in den Kindergarten gebracht.: Die wiederum habe es von einer Bekannten erhalten "und so; weiter und so weiter", erlaeutert Horstmann. Fuer unsinnig< halten Experten des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden allein> schon die Behauptung, LSD koenne ueber ein Abziehbild auf der= Haut in den Koerper eindringen und einen Rausch verursachen.
> Mehrfach haben die Behoerden versucht, den Weg der Flugblaet-< ter zu rekonstruieren, die seit Jahren durch Europa schwir-> ren. Ergebnis: Die franzoesischen Krankenhaeuser und Polizei-; stellen, die auf den ersten "Warnschreiben" als Quelle ge-= nannt werden, gibt es nicht oder sie haben mit der "Aufklae-
 rung" nichts zu tun.
< Nach Deutschland kam das "voellig haltlose Papier" (Beutel)> vermutlich durch die taetige Mitheilfe eines Koelner Lehrers.> Der hatte die in franzoesischer Sprache verfasste LSD-Warnung> 1988 aus dem Urlaub mitgebracht, sie uebersetzt und - nachdem< er sie, wie er spaeter kleinlaut gestand, noch etwas "ange-@ reichert" hatte - an das schwarze Brett seiner Schule gehaengt.
; Seitdem liefern die Phantom-Bilder immer wieder Stoff fuer9 Horror-Meldungen. Dealer sollen mit der "Todesdroge" vor< Schulen stehen, heisst es gelegentlich. Doch bewiesen wurde; das nie: "Wie auch? Schliesslich gibt es die Dinger ja gar
 nicht", bekraeftigt Beutel.
= Bekannt ist jedoch, dass LSD von Dealern grundsaetzlich auch8 auf buntbedrucktem Papier verkauft wird. Vornehmlich in= niederlaendischen Labors wird die Droge auf eine Art Loesch-< papier getraeufelt. Die Papiersreifen, die zumeist gestanzt: sind, lassen sich in Portionen zerreissen. Sie werden ge-? schluckt oder in Wasser aufgeloest. Weil diese Blaettchen, die< ausserhalb der Szene noch nie aufgetaucht sind, mit Motiven@ versehen sind, koennten sie irrtuemlich fuer Aufkleber gehalten
 werden.
; Die unterschiedlichen Aufdrucke sollen nicht bloss Tarnung: oder Gag sein: Wenn da eine Erdbeere, ein Drachen, Gorba-; tschow oder ein Science-fiction-Held wie "Bart Simpson" zu@ sehen ist, so laesst das bei Insidern auch Rueckschluesse ueber< die Staerke des "Trips" zu. "So ist es jedenfalls geplant",3 sagt Fred (Name geaendert), der seit Jahren dealt.
+ >Blaettchen koennen zum Horrortrip fuehren
? Tatsaechlich spiele aber der Zufall oft "eine verhaengnisvolle? Rolle": "Werden die Blaetter nur fuer Sekunden zu lange in der> LSD-Fluessigkeit gehalten, wird aus einer niedrigen Dosierung= schnell ein Horrortrip." Einsteiger-Trips, die in Koeln fuer< 10 bis 25 Mark angeboten werdem, "schicken einen mindestens9 acht Stunden auf die Reise", wissen Insider. Doch selbst> langjaehrige Drogenkonsumenten warnen: "Das kann schnell nach> hinten losgehen. Da sollte man besser die Finger von lassen."
= Dieter Beutel kann dem nur zustimmen: "Das teuflische an der= Droge ist, dass sie gerade vom Erstverbraucher nicht gesteu-: ert werden kann." Da der halluzinogene Stoff nicht riecht9 und nicht zu schmecken ist, gebe es auch keinen Anhalts-6 punkt, auf welche Dosierung man im Einzelfall stosse.
= Ausserhalb der "Szene" sind die Blaettchen, die von Insidern: "Pappen" genannt werden, jedoch noch nie aufgetaucht. Die> Ermittlungsgruppen des Zolls an der deutsch-niederlaendischen= Grenze fangen gelegentlich auch groessere Mengen der mit LSD  impraegnierten Papierboegen ab.
9 Im Labor wird dann oft nicht nur die Droge nachgewiesen,= einige Motive sind beispielsweise noch mit bleichromhaltiger< Farbe eingefaerbt. "Bei Mehrfachkonsum entsteht dadfrch die9 Gefahr einer chronischen Bleivergiftung", weiss Leonhard8 Bierl, Sprecher des Koelner Zollkriminalamtes. Nach dem> Wegfall der regelmaessigen Grenzkontrollen wuerden die Dealer: immer dreister: "Oft wird das Zeug noch nicht einmal ver-
 steckt, liegt offen im Wagen."
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